Leser-„Reporter“ a.k.a. Typen mit Handy, die zufällig da rumstehen wo was passiert, sind eine Erfindung von der BILD Zeitung. Man gibt normalen Menschen eine Email-Adresse und eine MMS Nummer an die sie alle Schnappschüsse, die sie so fotografieren – ob wichtig oder unwichtig – schicken können und nennt sie immer wieder „Reporter“. Die besten Fotos oder Videos werden sogar mit Geld belohnt. Guter Plan! Auch sind die Ergebnisse oft sehr lustig anzuschauen. Keine Frage!
Doch einige Zeitgenossen der Medienlandschaft finden dieses „wir machen hier jeden mit Kamera oder Handy zum Paparazzi“ gar nicht so witzig. Denn oft sind die Fotos der Leser-„Reporter“ ziemlich nah an Unfällen oder Problemsituationen aufgenommen. Manch einer hätte vielleicht besser geholfen oder sich engagiert anstatt dumm Fotos für die BILD zu knipsen. Aber gut. Sollen sie machen.
Das hier konnte man gestern in der BILD lesen:
Hier stoppt die Polizei Bushido
Der Polizei ging er nicht durch die Lappen!
Rüpel-Rapper Bushido (29) fuhr mit seinem 180 000 Euro teuren Mercedes CL 63 AMG durch Berlin und wurde im Stadtteil Neukölln prompt von der Polizei angehalten.
Ein Leser-Reporter war zufällig Zeuge der Szene. Er schnappte seine Kamera und hielt die Situation fest. Er sagt: Bushido sollte seine Papiere vorzeigen. Dabei wurde er ziemlich ausfällig, motzte die Beamten an.
Weiterfahren durfte der Hip-Hop-Millionär trotzdem. Als er Gas gab, setzten sich die Beamten mit ihrem Streifenwagen auch in Bewegung, fuhren ein Stück hinter Bushido her. Der Leser-Reporter: Wohin die Wagen fuhren, weiß ich allerdings nicht. [Fotos: BILD Online, Text: BILD Online, Quelle]
Alleine der krasse Text und die Art und Weise wie die Worte „Rüpel Rapper“, „nicht durch die Lappen gehen“, „Hip-Hop-Millonär“ und „Beamte anmotzen“ in einem Kontext benutzt werden. Auch toll: Der Hinweis, dass die Polizei noch hinter Bushido her fuhr. Was will man uns damit andeuten? Das er direkt zum Knast eskortiert wurde, dieser Rüpel Rapper? Herrlich! Klassisch BILD Zeitung.
PS: Ich schließe hiermit nicht aus, dass Bushido angepisst war über die Kontrolle durch unsere Staatsmacht und das er nicht vielleicht auch wirklich ausfallend geworden ist. Mir geht es um die Meldung und wie sie uns untergejubelt wird. Denn die Überschrift „Junger erfolgreicher Künstler in routinemäßiger Polizeikontrolle“ hätte wahrscheinlich keine Sau interessiert!